Montag, 5. November 2007

Die Höhen und Tiefen des Pokerspiels in 3000 Händen

Hallo alle zusammen!

Oh man, oh man.... Hab ich so viele Leaks? Oder einfach nur so viel Pech? Nagut, es ist nicht so schlimm, wie man jetzt vielleicht vermuten könnte. Aber ich habe in den letzten Tagen einige Hände gewonnen und einige verloren. Dabei ging es fast die ganze Zeit über entweder steil bergauf oder steil bergab. Samstag abend war ich bei nurnoch $420 (Donnerstag Abend waren es immerhin noch $477), am Sonntag war ich zwischenzeitlich sogar über $500 und habe den Tag mit ca $470 abgeschlossen.
Aber das schönste kommt wie immer zum Schluss: Ich habe eben eine Session von ca 300 Händen gespielt, in der ich knappe 4 Stacks verloren habe. Ich glaube nicht, dass ich heute noch spielen werde. Nur dank der $10 Bonus, die ich heute für die ersten $30 erspielten Rake von Titan Poker bekommen habe, bin ich jetzt noch im Plus. Es ist schon irgendwie ekelhaft, wenn man an einem Tag ins Bett geht und denkt, man könne durchschnittlich $2 in 100 Händen gewinnen und am nächsten Tag ist man sich nichtmal mehr sicher, ob man überhaupt langfristig Gewinn machen kann.

Nunja, so schlimm ist es ja auch wieder nicht. Immerhin habe ich auf NL10 schon über 18k Hände einen kontinuierlichen Gewinn machen können. Das gibt mir auf jeden Fall genug Selbstvertrauen, um 4 Stacks wegstecken zu können. ;-)
Trotzdem hat man nach so einer Session immer das Gefühl, dass man in allen möglichen Situationen schwere Fehler gemacht hat. Und wenn man ein paar Hände im Nachhinein analysiert, und auch im Forum diskutiert, bemerkt man auch einige teure Fehler, die nicht hätten sein müssen.
Das schlimmste an der Sache ist, dass ich oft hinterher das Gefühl habe, ich hätte es besser machen können. Ein großes Leak scheint also zu sein, Situationen während des Spiels nicht so gut einschätzen zu können wie nach dem Spiel in aller Ruhe. Vielleicht sollte ich die Tischanzahl wieder auf 4 verringern und dafür über jede Hand etwas länger nachdenken. Andererseits habe ich damit selten mehr Zeit für eine Hand, sondern einfach nur mehr Langeweile zwischen den Händen. :-p



Ein Beispiel für eine, meiner Meinung nach, schlecht gespielte Hand:



Der Fehler liegt hier imho beim Turn. Die Line "call Flop, minraise Turn" lässt eigentlich auf eine sehr starke Hand, in diesem Fall ein Set, schließen. Ich soll in der Hand bleiben, aber der Pot soll trotzdem größer werden. Ich glaube, ich hätte am Turn trotz Pot Odds von 4,7:1 folden sollen, da ich sogut wie keine Equity mehr habe.
Wenn ich den Raise noch calle, muss ich am River eigentlich check/fold spielen und das heißt in den meisten Fällen fold.



Folgende Hand ist etwas schwieriger zu bewerten:



Auch hier können wir unseren Gegner anhand der Line oft auf eine sehr starke Hand setzen. Nach seinem limp/call preflop ist es nicht unwahrscheinlich, dass er 66 oder 99 hat. AJ, KJ oder QJ sind natürlich auch nicht auszuschließen. Angesichts der Tatsache, dass wir uns auf NL20 befinden und er mit 50BB eine sehr komische Stackgröße hat, ist eigentlich alles möglich.
Wie schon gesagt, können wir uns am Turn nach dem Checkraise allerdings relativ sicher sein, die schlechtere Hand zu halten. Da wir aber Pot Odds von ca 5:1 bekommen, können wir auf seinen Push wohl nicht mehr folden.
Am Turn check behind zu spielen ist meiner Meinung nach auch keine Option, da auch ein Flushdraw möglich ist, dem wir keine Freecard geben wollen.
Was sagt ihr zu der Hand?



Die nächste Hand finde ich auch im Nachhinein gut gespielt:



Am Flop kann er auf die Minbet noch mit Ax, Kx raisen, nach seiner 4Bet setze ich ihn schon auf eine gute Hand.
Am Turn kann er weiterhin AK, KK+ haben. Equilator gibt mir mit meinem Set gegen diese Range 54% Equity. Die Chance, dass Villain AsKs hat, besteht durchaus, deshalb raise ich seine relativ kleine Bet. Vielleicht hätte ich direkt pushen sollen, denn so gebe ich ihm Pot Odds von 4,8:1 und er könnte mit einem Flushdraw callen. Für mich ist der Raise aber selbst wenn ich mich committet sehe gegen einen Flushdraw noch +EV. Gegen seine gesamte Range (wenn ich andere AK nach wie vor dazuzähle), ist es sowieso +EV und mit einem etwas kleinerem Raise werde ich von AK eher noch gecallt und auch am River ausbezahlt als mit einem Push.
Nach seinem All-in stellt sich die Frage, ob ich seine Range auf KK+ verkleinern soll und folde. Ich glaube aber nicht, dass das wirklich Sinn macht und calle.




Ich hätte eigentlich noch ein paar interessante Hände, aber wenn ich alle posten würde, bräuchte ich sonst nichts mehr zu schreiben. :-)


Ich zeig euch lieber mal meinen Graphen. Der sieht dieses Mal wirklich nicht schlecht aus:





Die wichtigen Daten stehen ja dabei.

Damit komme ich so langsam zum Ende meines heutigen Posts.
Wenn man etwas daraus mitnehmen kann, dann dass es im Poker mal nach oben und mal nach unten geht und dass man mit beidem fertig werden muss, wenn man erfolgreich sein will. Vor allem selbstverschuldete Verluste sollten nicht zum resignieren oder gar tilten bewegen, sondern anspornen, das eigene Spiel zu verbessern.
Ich seh das ganze jetzt einfach so: Warum sollte ich ein 20 Stack Bankrollmanagment betreiben, wenn 5 Stacks für mich ein Weltuntergang sind?
Und was ich mir auch immer vor Augen halte: Jeder macht Fehler, aber die meisten Spieler auf NL20 machen mehr Fehler als ich. :-p


Gruß
David

2 Kommentare:

hedgeurstoxx hat gesagt…

Sehr schöner Post, auch die Gedankengänge zu deinen Händen finde ich sehr gut.

Nur weiter so!

Gruss
ehrm

luckb0t hat gesagt…

yo, hand 1 isn klarer fold am turn, die anderen hände hätte ich wohl ähnlich gespielt!